Die Vocal Coach
Wir möchten uns an dieser Stelle einmal mit der Frage auseinandersetzen: “Was ist eigentlich ein Vocal Coach?”. Und was unterscheidet einen Vocal Coach von einem Gesangslehrer? Die Unterschiede lassen sich am schnellsten auf visuelle Art verdeutlichen. Bitte betrachten Sie die beiden nachstehenden Fotografien:
Wenn der Begriff Vocal Coach im deutschsprachigen Raum verwendet wird, so ist er weitgehend identisch mit dem Beruf des Gesangslehreres. Schlagen wir zur Begriffsklärung doch einmal im englischen Wikipedia nach. Dort ist zu lesen: “A vocal coach (also known as voice coach) is a music teacher who instructs singers on how to improve their singing technique, take care of and develop their voice, and prepare for the performance of a song or other work.” Auf Deutsch: “Ein Vokalcoach (auch bekannt als “Stimmcoach”) ist ein Musiklehrer, der Sänger und Sängerinnen bei der Verbesserung ihrer Gesangstechnik anleitet und ihnen beibringt, wie sie ihre Stimme pflegen und entwickeln können und ihnen hilft, einen Song oder ein anderes Musikstück für eine Aufführung vorzubereiten.”
Bei näherer Betrachtung scheint sich also zu ergeben, dass das Aufgabenfeld des Vocal Coach exakt dem des Gesangslehrers entspricht. Leider ist auf Wikipedia an dieser Stelle nicht ganz Verlass, denn es gibt in der Tat einen Unterschied zwischen einem Vocal Coach und einem singing teacher, weshalb auch unsere fotografische Darstellung weiter oben nur einen Teil der Wahrheit abdeckt. Am ehesten könnte man vocal coach nämlich mit Korrepetitor übersetzen. Die Aufgabenbereiche von Gesangslehrer und Korrepetitor überlappen sich. Der Korrepetitor begleitet Sänger am Klavier und hilft ihnen beim Einstudieren eines Werks, wobei auch stark an der musikalischen Gestaltung aber auch an Aussprache und Artikulation gearbeitet wird. Beim Gesangslehrer steht eher die technische Ausbildung der Stimme im Vordergrund.
Bei seiner Migration vom angelsächsischen in den deutschen Raum hat der Begriff des Vocal Coach an Randschärfe verloren. Er bedeutet hier weitgehend: Gesangslehrer. Das Wort Gesangslehrer hat jedoch den Vorteil, dass es auch die Bildung einer weiblichen Form zulässt: Gesangslehrerin. Das Wort Vocal Coach sträubt sich gegen derlei Maßnahmen politischer Korrektheit. “Die Coach” erinnert doch zu sehr an eine Sitzgelegenheit und “die Coachin” ist auch nicht der Gipfel der Sprachkunst.
Nichts geht über einen personal coach
Wie konnte sich der Vocal Coach als Berufbezeichnung hierzulande etablieren? Die Antwort ist einfach. Weil es sich um einen amerikanischen Begriff handelt. Und sich die amerikanische Sprache hervorragend eignet, die eigene (die deutsche) punktuell aufzubrezeln und aufzuhübschen. “Ich arbeite als Vokalcoach” – das hat doch einen ganz anderen Klang als: “Ich arbeite als Gesangslehrer.” Und wie bieder nimmt sich doch der “Lehrer” neben dem “Coach” aus!
Lassen wir uns nicht lieber “coachen” als “unterrichten”? Mit dem personal coach, dem sport coach, und dem lifestyle coach an unserer Seite kann nichts mehr schiefgehen und wird sind up to date. Und so wird der Vocal Coach natürlich viel mehr aus meiner Stimme herausholen (“voice empowering”) als ein schlichter Gesangslehrer. Auch wenn es um meine “stage performance” geht, ist der Vocal Coach natürlich die geeignetere Adresse.
Wir bei Musica Viva beschäftigen Gesangslehrerinnen und Gesangslehrer und Korrepetitoren. Aufgrund seiner mangelnden semantischen Schärfe verzichten wir in unserem Programm auf die Verwendung des Wortes vocal coach.